Donnerstag, 4. Februar 2021

Gedankenreise

 


Heutzutage sind Züge leer. Das wirkt besonders gespenstisch wenn man sich abends, während der Dämmerung, in den Zug setzt und dann in die Dunkelheit fährt. Es ist eine Entführung in einem Wagon voller leerer Sitze. Die Zugbegleiter machen ab und zu Durchsagen, aber ob diese zur Realität außerhalb des Zuges passen ... Wer weiß das schon? Schließlich sieht man auch kaum Zugbegleiter. Und die leeren, dunklen Bahnhöfe draußen vor dem Fenster gleichen einander auf erschreckende Weise.

Selten gehen menschenähnliche Gestalten durch die Gänge. Aber sie haben keine Gesichter und man kann nicht sagen ob sie ein Ziel haben, weil man keine Spannung, kein Erwarten, kein Irgendwas erkennen kann. Das verstärkt nur noch den Eindruck der getakteten Einsamkeit.

Im Grunde fahren Züge auch keine Städte mehr an. Die Stationen haben nur noch Namen von Ereignissen und Kennzahlen, welche sich in einer ewig drehenden Kakophonie täglich wiederholen. Die Nachrichten dieser Tage sind die Bahnsteige an denen wir aussteigen und verweilen können, aber sie sind so schrecklich, dass man doch im Zug sitzen bleibt in der Hoffnung die Endstation doch zu erreichen. Die Endstation. Wie heißt die noch gleich? Ich kann mich so schlecht erinnern... Ich glaube man sagt "Normalzustand". 

Es ist natürlich ein schlechter Witz. Wer soll einem denn sagen wann "Normalzustand" erreicht ist. Der Zug ist leer und somit kann einem niemand mehr eine Vorstellung oder Erinnerung vom "Normalzustand" geben. Was soll das sein? Wo soll das sein und wann komme ich an? Es steigt ja auch keiner mehr zu...

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